"Willkommen bei Deep Thought Enterprises", so klang es ihm noch minutenlang in den Ohren; man hatte ihn tatsächlich angenommen. In der Zeitungsanzeige hieß es, man suche kreative Köpfe, um ihre neue Zweigstelle zu besetzen. "Zweigstelle", das klang so sehr nach irgendeiner kleinen Hinterhofklitsche, und um was es genau ging, wußte er eigentlich immer noch nicht, doch die "Zweigstelle" war ein neuer, pompöser, silbergrau glänzender Büroturm, und ihn setzte man einfach so in eines dieser vielen Büros. Eine Frau führte ihn durch das Gebäude und zeigte ihm schließlich seinen neuen Arbeitsplatz.
Der Anblick des Büros erschlug ihn fast, denn so mußte wohl die Chefetage einer Bank aussehen denn einem Büro für einen, der nach fünf Semestern Kunst sein Studium geschmissen hat. Auf die Frage, was er überhaupt zu tun hatte, antwortete diese Dame ihm nur ein kurzes, wenn auch sehr wichtig und eindringlich klingend "Nicht viel", bevor sie sich umdrehte und den Raum verließ.
Er durchsuchte seinen Schreibtisch nach etwas Papier, schnell fand er welches, noch schneller war er dabei, mit einem Bleistift einen Garten zu skizzieren. Nachdem er den Stift beiseite gelegt hatte stand er auf, betrachtete sein Werk und war innerlich von Stolz erfüllt, fast wie ein Kind. "Ach, Sie sind also der Neue" klang es hinter ihm; lautlos war ein Mann eingetreten, der sich ihm als sein neuer Chef vorstellte. Der Chef drehte sich ein Stück zur Seite und besah ein Bild, das neben der Tür hing. "Ja, exzellente Arbeit" meinte er zu ihm; dabei hatte er schwören können, daß da noch vor fünf Minuten kein Bild zu sehen gewesen war. Es war genau das skizzierte Bild, allerdings fein ausgearbeitet als Kreidezeichnung. Er fragte den Chef, weshalb er hier sei, doch dieser entgegnete ihm lächelnd nur einen Satz, bevor er wieder verschwand - "Fragen wir uns das nicht alle?". Am nächsten Morgen erschien er gegen neun, da ihm nicht gesagt wurde, wann er denn anfangen sollte. Die Dame am Empfang begrüßte ihn fröhlich, warum er denn so früh komme, was ihm wiederum seine so sorgsam zurechtgelegte Notlüge, die Straßenbahn habe Verspätung gehabt, gewissermaßen aus der Hand schlug. Verdutzt und wohl reichlich verwirrt aussehend ging er wortlos in sein Büro, doch sah er auf dem Gang ein Bild einer hinter einem Unfall wartenden Straßenbahn.
Tagelang schien er diese Déja-vu zu haben, jeden Tag tat er nichts besonders: Er faltete Papierschiffchen, ließ sie in Toilettenbecken untergehen, wunderte sich über ein neues Bild auf dem Gang, das in Öl ein kenterndes Segelschiff zeigte. Jeden Abend erschien der Chef, sah sich die neuen Bilder an und war äußerst zufrieden mit ihm.
Eines Tages griff er sich ein Herz und fragte seinen Chef, was die Firma eigentlich genau machte. Er packte seine Sachen zusammen, gab am Empfang seinen Büroschlüssel ab und trat in die Sonne. Nur einige hundert Meter vor ihm sammelte sich eine Menschentraube an, deren Mittelpunkt seine Neugier erschreckte - sein Chef lag lächelnd unter dem Hinterrad eines Lastwagens. |
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