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Den Blitz, den keiner sieht

Die aktuellen Browser werden mit immer mehr Funktionen und Plugins ausgeliefert. Shockwave, RealVideo, Flash, Java und JavaScript machen aus dem Web ein Multimedium - oft aber nur in der Theorie.

Wow! Ich diskutiere mit mind. einem Bekannten, der so sehr auf JavaScript und Flash baut, daß man ohne diese Extensions überhaupt nix auf seiner Seite anfangen kann.

Viele dieser Multimedia-Plugins und Browserfunktionen sind zu instabil oder werden aus Sicherheitsgründen weder installiert noch aktiviert. Mit dem Ausschalten verschwinden dann auch die plötzlich aufpoppenden Werbefenster von Geocities oder das lästige Laden einer Flash-Intro - ein nicht uninteressanter Nebeneffekt. Bis auf wenige Anwendungen wie die Sicherheitssysteme verschiedener Onlinebanking-Systeme wird sogar Java nur für optische Spielereien wie Rollbanner oder Feuerwerk-Tricks verwendet - und schon wird die "Anwendung des nächsten Jahrtausends" gleich mit reduziert.

Im Sysiphus-Artikel "Surfen im Betanebel" wird näher auf die überfrachteten Browser eingegangen.

Beihilfe zur Statistik

Auf der Eingangsseite von Sysiphus.de steht im <head>-Abschnitt der HTML-Seite folgender Code:

<script language="JavaScript" src="dummy.js" type="text/javascript"></script>

JavaScripts kann man in externe Dateien auslagern und dadurch, daß sie im head-Abschnitt genannt werden, werden sie automatisch geladen und ausgeführt. Die Eingangsseite ist eine Seite, die man als Besucher ziemlich genau einmal laden wird - sie wird nach fünf Sekunden durch eine andere Seite ersetzt.

Wer an einer genaueren Statistik interessiert ist, kann dieses Fragment auch in alle Seiten einbauen und ein paar Wochen später mal nachschauen, wie viele HTML-Seiten abgerufen wurden und wie oft dummy.js geladen wurde.

Ach so, noch der aufwendige Code des dummy.js, Microsoft-JScript-fest und fehlerfrei:

{
}

Mit dieser Methode kann man natürlich auch ein Skript verwenden, das dann die Fensterbreite ausliest und dementsprechend eine von verschiedenen Grafiken nachlädt - kleiner640.gif, kleiner800.gif, groesser800.gif. Auch anhand der normalen Abrufstatistiken kann man dann Aussagen wie "die Surfer mit JavaScript stellen ihre Browserfenster so und so ein" treffen.

Seine Meinung: wegen der paar Promille ohne JS macht er sich nicht die Arbeit, das auch zu unterstützen.

Auf Sysiphus.de sind die Abrufe mit dem Microsoft Internet Explorer oder dem Netscape Navigator mit einer Version > 2.0 mit kurz über 70% vertreten. Der neue Macintosh-Browser iCab führt danach mit 7% der Abrufe. Eigentlich eine Verteilung, wie sie fast jede Website nachvollziehen kann.

Nun die Enttäuschung der Multimedialisten: Nur 40% der Abrufer der Eingangsseite von sysiphus.de laden auch das dazugehörige JavaScript dummy.js.

Audio, Video und Multimedia im Web

Die Unterstützung von Ton seitens der Webbrowser ist auch nicht sonderlich ausführlich - ohne Plugin (und sei es mitgeliefert) kann kaum ein Browser Audiodaten abspielen, von Video ganz zu schweigen.

Bereits die Datenmenge und die verschiedenen technischen Verfahren sind ein Hindernis: für jedes Verfahren wird ein neues Plugin benötgt, das dann noch installiert (Beenden des Browsers, zehn Minuten Installation, ggf. Rechnerneustart) werden darf, bevor es losgehen kann.

In vielen Firmen gibt es darüber hinaus auch Vorschriften über die Softwareinstallation, in der die Installation nicht von der EDV-Abteilung geprüfter Software von vornherein verboten wird - und schon fliegen eine Menge an Websites durch.

Suchhilfen

Informationen, die nicht als Text, sondern als Plugin-Dokument, Grafik, oder sogar Ton- bzw. Videodokument vorliegen, kann kaum eine Suchmaschine indizieren und darüber für alle Webbenutzer leicht auffindbar machen. Verweise, die über JavaScript gesetzt werden (damit z.B. ein Produkt in einem Fenster ohne Menüleiste erscheint), verfolgt ebenso keine Suchmaschine. Auch PDF-Dokumente werden bislang nur von sehr wenigen Suchsystemen indiziert.

Stilfrage

Viel wichtiger als die Unterstützung von Multimedia-Komponenten wäre, daß die Browser endlich mal alle zumindest rudimentäre Stylesheet-Unterstützung haben - die Stylesheet-Datei style.css wird nämlich ählich oft abgerufen, aber von allen Seiten verwendet.

Im Netscape Navigator 4 steckt leider ein Fehler - schaltet man Java und JavaScript ab, so verschwinden auch Stylesheets. Es geht mir nicht darum, wie ein Detail zu interpretieren ist und ob nun Microsoft die Wahrheit in Sachen Stylesheets gepachtet hat oder nicht - grundsätzliche Sachen wie Schriftwahl, Farbwahl, Schriftattribute gehören als minimale Stylesheet-Unterstützung einfach in jeden Browser, der die Entwicklung von sauberen und kompakten HTML-Seiten fördern möchte.

HTML 4

Die "Sprache des Web" hat einen gemeinsamen Standard: HTML. Von der Arbeitsgemeinschaft W3C aus über 100 Firmen und Einzelleuten wird dieser Standard fixiert und definiert - auch, wenn sich Netscape und Microsoft gerne in der Erfindung neuer Tags nicht darum scheren, diese "auch so mal eben" einzuführen, ist die technische Definition von HTML des W3C letzlich der verbindliche Standard.

Damit verschiedenen Seiten nicht alles verwehrt wird, gibt es den aktuellen HTML-Standard HTML 4 gleich in drei Varianten:

  • strict
  • frameset
  • transitional

"Strict" ist hierbei die strenge Variante, "transitional" dient zur Anpassung bestehender Sites für eine Übergangsphase. Wer zusätzlich Frames benötigt, greift dann statt "transitional" zu "HTML 4 Frameset", das auch die Verwendung von Frames erlaubt.

Nutzer des Webbrowsers iCab haben übrigens eine sehr bequeme Möglichkeit, die technische Qualität einer Webseite festzustellen: iCab hat einen internen HTML-Validator, der den HTML-Quelltext auf Korrektheit prüft und mit einem kleinen Smiley im Browserfenster wie auch einem ausführlichen Fehlerprotokoll detailliert auflistet.

Übrigens sind auch bis auf einzelne Ausnahmen die Seiten der Sysiphus.de komplett nach der strengen Norm "HTML 4 strict" gültig - ein Vorteil, der sich gerade bei der Erweiterung und Wartung durch dritte als sehr vorteilhaft und vereinfachend auswirkt.

Interessante Links

  • Surfen im Betanebel" fordert die Neudefinition der Stabilität überfrachteter Browser: Plugins und Skriptunterstützung einfach abschalten.
  • Layout im Web zeigt auf, was HTML ist - und was nicht.
  • Let iCab smile ist eine Initiative zur Förderung HTML-korrekter Websites.
  • http://www.w3.org/ liefert die Definitonen zu Stylesheets und HTML.

Anders Henke, 03.02.2000